Donnerstag, 2. Mai 2024
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Frankreich: Nahrungsmittelmarkt relativ stabil

Paris / FR. (gtai) Frankreichs Nahrungsmittelmarkt beweist in der Krise Robustheit mit vielen neuen interessanten Entwicklungen. Der große Marktgewinner im Einzelhandel war 2009 Leclerc mit einem Umsatzzuwachs um 5,6 Prozent auf 27 Milliarden Euro, während Carrefour stagnierte und der Hard Discount sogar an Umsatz einbüßte. Der Bio-Markt präsentiert sich recht expansiv mit Zuwachsraten um zehn Prozent für die Jahre 2009 bis 2012. Die Nahrungsmittelindustrie erzielt mit 10.600 überwiegend kleineren Unternehmen einen Umsatz von rund 165 Milliarden Euro – berichtet Germany Trade and Invest.

Der französische Lebensmittelhandel wird dominiert von den sechs großen Super- und Hypermarktketten Carrefour, Leclerc, Intermarché, Auchan, Casino und Système U. Der Wettbewerb wird zunehmend intensiver und erzwingt Einsparungen bei den Betriebskosten. Distributoren wie Carrefour oder Auchan sehen die Chancen für eine nachhaltige Konsolidierung teilweise auch mehr in dynamischen Schwellenländern denn im eigenen Land. In Frankreich war die Performance nach den ersten Unternehmensberichten 2009 unterschiedlich. Äußerst positiv verlief das Geschäftsjahr vor allem bei Leclerc und Système U, während Carrefour und Casino eher stagnierten.

Frankreich besitzt 5.478 Super- und 1.594 Hypermärkte, dazu 4.350 Discounter und 15.601 Nachbarschaftsläden – insgesamt somit rund 27.000 Verkaufsstellen, die einen Umsatz von 174 Milliarden Euro erzielen (2008). Ein signifikantes Merkmal der jüngeren Vergangenheit ist, dass die großen Hypermärkte tendenziell an Kundschaft verlieren. Dies reflektiert auch ein letzter Bericht von Euler Hermes zur Geschäftstätigkeit: Bezogen auf den Umsatz reduzierte sich das operative Ergebnis von 2008 auf 2009 bei den Supermärkten nur von 2,0 auf 1,5 Prozent, bei den Hypermärkten aber von 2,1 auf 0,6 Prozent. Unklar ist, ob dies die sechs Anbieter – Leclerc, Carrefour, Auchan, Cora, HyperU und Géant Casino – gleichermaßen trifft.

Marktanteile der Distributoren 2009

Unternehmen Marktanteil (%) Zuwachs (%)
Leclerc 16,9 +0,7
Carrefour 13,0 -0,1
Intermarché (Les Mousquetaires) 12,1 +0,2
Système U 09,1 +0,4
Auchan 08,6 +0,0
Champion + Carrefour Market 08,4 +0,4
Hard Discount 14,1 -0,2

Quelle: TNS Worldpanel

Leclerc verbesserte 2009 den globalen Umsatz um 5,0 Prozent auf 29,4 Milliarden Euro. Der Großteil entfiel mit 27,2 Milliarden Euro auf das Netz der Hyper- und Supermärkte in Frankreich, wo der Zuwachs mit 5,6 Prozent noch etwas höher ausfiel. Leclerc gilt als der große Gewinner des «Gesetzes zur Modernisierung der Wirtschaft» von 2008, das ab 2009 der Distribution mehr Spielraum gegenüber der Industrie im Aushandeln der Preise einräumt. Den Erfolg begründet Leclerc entsprechend mit der «offensiven Politik permanent niedriger Preise» wie auch dem starken Wachstum der eigenen Marke Repère, die 33 Prozent des Umsatzes ausmachte (plus 10,6 Prozent). Für 2010 strebt Leclerc einen weiteren Anstieg des eigenen Marktanteils um 0,4 bis 0,5 Prozent an. Ein neues Konzept verfolgt Leclerq (wie Auchan) mit dem «hypermarché drive», wo der Kunde per Internet bestellt und die Waren selbst mit dem Auto abholt.

Carrefour steigerte den weltweiten Umsatz 2009 um 0,9 Prozent auf 92,2 Milliarden Euro. Der Umsatz in Frankreich sank dagegen um 0,7 Prozent auf 41,2 Milliarden Euro, wobei die Supermärkte sogar einen Einbruch um 2,1 Prozent auf 21,6 Milliarden Euro verbuchten. Erstmals seit vier Jahren konnte die Gruppe aber wieder Marktanteile in Frankreich gewinnen – vornehmlich durch Preissenkungen, neue Produkte und mehr Sonderaktionen. Auch langfristig will Carrefour wieder stärker im eigenen Land trumpfen. Zur Verteidigung gegen die Discounter wurden im Herbst 2009 Investitionen über 600 Millionen Euro für weitere Preissenkungen und Verkaufsaktionen beschlossen. Zudem soll das Angebot an Lebensmitteln grundsätzlich überdacht werden, ebenso wie das Konzept der Hypermärkte.

Carrefour hatte in den letzten Jahren mehr auf die Expansion in Schwellenländern gesetzt. Starke Bastionen bestehen inzwischen in Brasilien und der VR China. Mexiko wurde dagegen nach fast einem Jahrzehnt wegen der Übermacht von Wal-Mart aufgegeben. Das Russland-Engagement mit mindestens fünf Supermärkten ging bisher nicht auf, während in Indien noch die nötige Marktreife vermisst wird. Die Investitionen wurden entsprechend tendenziell zurückgefahren – von 3,4 Milliarden Euro in 2007 auf 2,2 Milliarden Euro in 2009.

Système U verbesserte den Umsatz 2009 um 3,3 Prozent auf 14,5 Milliarden Euro. Die Gruppe setzt auf Wachstum, 2010 sollen 150.000 Quadratmeter dazukommen. Angestrebt wird ein Umsatzzuwachs von vier Prozent, was den Marktanteil von 9,1 auf 9,5 Prozent verbessern soll. Die Marke Super U, die 77 Prozent des Umsatzes repräsentiert, gilt laut den Marktforschern von IRI als die zweitbilligste Supermarktkette hinter Intermarché.

Auchan steigerte 2008 den Umsatz um 7,6 Prozent auf 39,5 Milliarden Euro. Der Bestand wuchs um 60 Supermärkte – darunter 27 in der VR China, zwölf in Russland und die ersten beiden in der Ukraine. Die Hälfte des Umsatzes entfiel auf das Ausland, davon 21 Prozent in Osteuropa und Asien (plus 26,0 Prozent) und 29 Prozent in der Eurozone (plus 4,3 Prozent). Zum Erfolg trugen alle Länder gleichmäßig bei mit Ausnahme von Spanien, Italien und Taiwan. In Frankreich erreichte der Umsatz 19,6 Milliarden Euro (plus 3,1 Prozent), wobei der Großteil mit 15,3 Milliarden Euro (plus 2,7 Prozent) in den Hypermärkten erzielt wird. Die Supermärkte (Simply Market) erreichten weltweit einen Umsatz von 6,9 Milliarden Euro (plus 2,9 Prozent), davon 3,3 Milliarden Euro in Frankreich. 2010 sind weitere 60 Hypermärkte geplant, die meisten in Russland und der VR China, was die Gesamtzahl der Märkte auf über 500 anheben soll.

Bedeutend gewachsen ist in den letzten Jahren der Hard Discount. Das Modernisierungsgesetz begünstigt den Hard Discount dahingehend, dass die Unternehmen keine Genehmigung für neue Geschäfte unter 1.000 Quadratmeter einholen müssen – die ideale Geschäftsgröße für Ketten wie Lidl oder Aldi liegt zwischen 600 und 1.000 Quadratmeter. Der Marktanteil erreichte 2008 aber erst 14,1 Prozent und könnte mittelfristig auf 20 bis 25 Prozent ansteigen. Marktführer ist die deutsche Lidl mit einem Marktabteil von 4,8 Prozent vor Leader Price/Casino (2,7 Prozent), Ed/Carrefour (2,6 Prozent), Aldi (2,5 Prozent) und Netto/Les Mousquetaires (0,9 Prozent). Nach Angaben der Marktforscher von TNS frequentieren 72 Prozent der Haushalte regelmäßig eine dieser Ketten, Tendenz steigend.

Auchan will nach den Erfolgen in Russland mit Niedrigpreisangeboten – hier bestehen inzwischen 20 Hypermärkte und 15 Auchan City – auch in Frankreich und anderen europäischen Ländern mit dem Konzept des «Hypermarché Hard Discount» starten. In Frankreich wird im März der verlustreiche Hypermarkt in Mulhouse in einen ersten Hard Discount unter dem neuen Markennamen Priba umgewandelt. Mit einer Fläche von 9.000 Quadratmetern und 30.000 Produkten wäre Priba der größte Hard Discount in Frankreich.

Paradoxerweise wurde der Hard Discount am stärksten von der Wirtschaftskrise betroffen. Bei Ed war der Umsatz in den ersten neun Monaten 2009 um 7,0 Prozent rückläufig, bei Leader Price sogar um 10,3 Prozent. Ohne Zweifel hat die Wirtschaftskrise die Kaufkraft stark gedrückt. Allein der Umstand, dass Unternehmen weniger Überstunden fahren, soll aus Branchensicht die Kaufkraft um gut ein Zehntel reduziert haben. Fazit ist, dass zwar die Kundschaft wächst, die geringere Kaufkraft aber den Warenkorb mindert.

Die französischen Verbraucher haben offensichtlich ihre Vorliebe für große Einkaufsmärkte wiederentdeckt. 2008 war der Umsatz der Hyper- und Supermärkte in der Menge zum ersten Mal seit 30 Jahren rückläufig um zwar um 1,8 Prozent. 2009 folgte wieder ein Anstieg um 1,8 Prozent – somit das Niveau von 2007. Dass wieder mehr in den Großmärkten eingekauft wurde, hing sicher auch mit dem stabilen Preisniveau zusammen, denn 2009 stiegen die Nahrungsmittelpreise nur um 0,5 Prozent gegenüber 4,4 Prozent im Vorjahr. Die Preise für Milch und Joghurt waren 2008 sogar zweistellig gewachsen. Dagegen waren die Preise 2009 teilweise wieder gesunken, bei Käse beispielsweise sogar um 2,3 Prozent. Nahrungsmittel repräsentieren im Portefeuille der Haushalte im Durchschnitt einen Anteil von 13 Prozent und liegen damit an dritter Stelle der Ausgaben hinter der Miete (25 Prozent) und dem Transport (15 Prozent).

Unter den einzelnen Produkten waren 2009 Energie-Drinks die großen Gewinner (plus 38,2 Prozent) – ebenso Fruchtsäfte (plus 15,0 Prozent), Kaffee-Pads (plus 13,9 Prozent) sowie die Alkoholgruppe Gin/Wodka/Tequila (plus 12,0 Prozent). Letztere profitierten davon, dass die Verbraucher den Konsum im Café oder im Restaurant tendenziell nachhause verlagerten. Auch die Nachfrage nach vorgefertigten Schnellgerichten wie Pizza, Nudeln oder Fertigsuppen zeigt einen steigenden Trend (plus 6,0 Prozent). Auf der Verliererseite standen dagegen Kaugummi (minus 9,8 Prozent), Süßigkeiten (minus 6,9 Prozent) und tiefgefrorene Fertiggerichte (minus 5,0 Prozent).

Ein starker Wachstumstrend kennzeichnet auch den Bio-Markt, der allein 2008 um 25 Prozent zulegte. Als Beispiele sollen folgende Umsatzzahlen mit den Wachstumsziffern für den Zeitraum 2005 bis 2008 dienen: Milch 198 Millionen Euro (plus 100 Prozent), Brot und Mehl 330 Millionen Euro (plus 75 Prozent), Früchte und Gemüse 451 Millionen Euro (plus 71 Prozent), Tiefkühlkost 20 Millionen Euro (plus 100 Prozent), Schweinefleisch 32 Millionen Euro (plus 54 Prozent). Mit einem Anteil von schätzungsweise gerade einmal zwei Prozent und einem Umsatz von etwa 2,6 Milliarden Euro liegt der Bio-Markt aber noch weit hinter Deutschland mit sechs Milliarden Euro. Für den Zeitraum 2009 bis 2012 prognostizierte das Forschungsinstitut Precepta einen jährlichen Zuwachs zwischen acht bis zehn Prozent. 2012 läge der Umsatz damit in der Größenordnung von 3,7 Milliarden Euro mit einem Marktanteil von 2,5 Prozent.

In den Super- und Hypermärkten wuchs der Absatz von Bioprodukten in 2008 um 39 Prozent und 2009 um weitere 30 Prozent. Und damit verkaufen die traditionellen Großmärkte bereits mehr Bioprodukte als die speziellen Ketten wie Biocoop, Naturalia oder La Vie Claire. 2008 verteilten sich die Anteile laut Agence Bio noch wie folgt: Supermärkte 42 Prozent, Netz-Großhandel 27 Prozent, Direktverkauf der Landwirte 13 Prozent, unabhängiger Großhandel 13 Prozent und Spezialhandel fünf Prozent.

Die großen Supermarktketten sehen in dem Biozweig auch einen starken Imagegewinn. Carrefour und Monoprix besitzen bereits über 300 Bio-Label auf eigenen Produkten. Bioprodukte werden zentral und auffällig in den Regalen positioniert und oft noch in zusätzlichen Sondertheken. Relativ neu ist das Konzept eigener Miniboutiquen, wie etwa das Géant Casino in Montpellier mit 130 Quadratmeter und 800 Markenprodukten. Ein weiterer Vorteil für die Supermärkte besteht in der zumeist deutlich höheren Rentabilität der Bioprodukte. Nicht verwunderlich ist damit, dass die eigene Handelsmarke im Bio-Segment mit 50 Prozent höher liegt als bei herkömmlichen Produkten mit nur 30 Prozent.

Von der Entwicklung profitieren tendenziell aber auch die größeren unabhängigen Bio-Labels, die in Supermärkten verkauft werden – wie zum Beispiel Bjorg, Céréal Bio oder Jardin Bio. Die spezialisierten Bioketten werden dagegen einen stärkeren Gegenwind zu spüren bekommen. Als ein starkes Argument bleibt den Spezialketten ihre bislang deutlich größere und mehr diversifizierte Produktpalette. Naturalia etwa, die 2008 von Monoprix gekauft wurde, besitzt über 5.000 Produkte, darunter 25 verschieden Sorten an Speiseöl und 50 Honigsorten von Rhododendron bis Löwenzahn. Der neueste Werbeeffekt im zuletzt eröffneten Pariser Geschäft von Naturalia besteht in einer Snack-Ecke mit Fertiggerichten und Party-Service.

Vom Nachfrageprofil her ist die Bio-Kundschaft laut Agence Bio eher städtisch mit den Schwerpunkten in der Île-de-France und im Süden des Landes. Höhere Bildung und Familien mit Kleinkindern sind weitere Kriterien. Die Zahl der Bio-Konsumenten wird auf rund eine Million geschätzt, etwa 310.000 Haushalte kaufen in Spezialläden ein. Unilever schätzt die potentielle Zielgruppe der «bio-konvertiblen» Haushalte auf 3,7 Millionen.

Im Außer-Haus-Markt (Gaststätten, Catering, Arbeitsplatzverpflegung …) war Frankreich 2007 laut FACET (Foodservice Annual Count on Expenditures and Trends) mit einem Marktvolumen von 13,1 Milliarden Euro der zweitgrößte Cateringmarkt in Europa hinter Deutschland (14,7 Milliarden Euro) und dem Vereinigten Königreich (11,5 Milliarden Euro). Das Umsatzvolumen der Firmenkantinen belief sich 2008 auf 3,3 Milliarden Euro. 2009 wird hier mit einem Rückgang gerechnet, da die Wirtschaftskrise den Verlust von rund einer halben Million Arbeitsplätze bedeutete.

In der Anzahl der Beherbergungsbetriebe stand Frankreich 2009 mit 27.914 Hotels laut FACET auf dem vierten Rang hinter Deutschland (44.812), dem Vereinigten Königreich (37.852) und Italien (36.776). Auch bei der Anzahl der Hotelprojekte (First Class- und Luxushotels) soll Frankreich nur auf dem fünften Rang gelegen haben mit 29 Hotels hinter Deutschland (214), dem Vereinigten Königreich (127), Spanien (46) und Italien (41). Bei den Investitionen in Hotelimmobilien stand Frankreich 2009 laut Jones Lang La Salle Hotels in Europa aber an erster Stelle mit 608 Millionen Euro vor dem Vereinigten Königreich (366), Deutschland (338), Spanien (332), Schweden (267) und Italien (224).

Frankreichs Nahrungsmittelindustrie (secteur agroalimentaire) erzielte laut dem Fachverband Ania 2008 einen Umsatz von 162,9 Milliarden Euro, was gegenüber 2007 einem Zuwachs um 5,5 Prozent entsprach. Die Beschäftigung war dabei aber leicht gesunken um 0,6 Prozent auf 412.500 Personen. Damit bleibt die Nahrungsmittelindustrie der zweitgrößte Arbeitgeber in der Industrie nach dem so genannten mechanischen Sektor (mécanique). Im ersten Halbjahr 2009 ging es bergab, wenn auch längst nicht so stark wie in anderen Industriezweigen: Der Umsatz sank auf Jahresbasis um 6,9 Prozent, die Beschäftigung um 1,7 Prozent und die mengenmäßige Produktion um 0,6 Prozent. Allerdings hat sich der Trend nach einem schwachen ersten Quartal offensichtlich gedreht. Nach einer vorläufigen Schätzung belief sich der Umsatz im Gesamtjahr 2009 auf rund 165 Milliarden Euro, also zirka 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Dieses Ergebnis korrespondiert in etwa auch mit dem Zuwachs im Einzelhandel.

Im Langzeitprofil – gemessen am Produktionsindex (Basisjahr 100 = 2005) – dokumentiert die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie mit 102,1 Punkten im Herbst 2009 ein relativ stabiles Bild. Die Industrie produziert rund 85 Prozent der in Frankreich konsumierten Nahrungsmittel und verarbeitet etwa 70 Prozent der agrarischen Produktion. Der Unternehmensbestand belief sich 2008 auf knapp 10.600 Betriebe, wovon 97 Prozent kleine und mittlere Unternehmen (KMU) waren (bis 250 Beschäftigte) und 73 Prozent Kleinstbetriebe (unter 20 Beschäftigte). Unter den 100 größten Unternehmen nach Beschäftigten befinden sich das Agrarunternehmen Roquette Frères auf Rang 35 (2.765 Beschäftigte) sowie die Nahrungsmittelhersteller Kermene (2.300), SVA Jean Roze (2.062), Sodebo (1.988), LDC Sable (1.863), Servair 1 (1.619) und Socopia Viandes (1.521).

Der Fachverband Ania ist mit dem Gesamtzustand der Industrie nicht zufrieden. Nur eine geringe Anzahl der KMU hätten die kritische Größe erreicht, heißt es im letzten Jahresbericht. Zudem gilt die Industrie als stark «parzelliert». Hinzu kommen eine hohe Fragilität hinsichtlich der Kapitalausstattung und der wirtschaftlichen Kontinuität, bedeutende Defizite in Forschung und Entwicklung und das Problem der mangelnden Attraktivität für den Nachwuchs. Gemeinsam mit dem Crédit Agricole arbeitet Ania an dem Konzept eines Investitionsfonds für die Sicherstellung der Nachfolgeprobleme in den Unternehmen. Für neue Investoren sei die Branche auch weniger interessant, insoweit die Rentabilität mit durchschnittlich fünf bis sechs Prozent recht niedrig sei. Größere nennenswerte Neuinvestitionen wurden entsprechend in den letzten zwei Jahren auch nicht realisiert, ebenso dürfte der Import von Nahrungsmittelmaschinen begrenzt sein.

Außenhandel im H1/2009 – in Millionen Euro, Änderungen in Prozent

Import Veränderung Export Veränderung
Fleisch und Fleischprodukte 2.300 +00,8 1.870 -07,3
Fischgerichte und -konserven 1.368 -01,2 316 -21,6
Frucht-, Gemüseprodukte einschl. Säfte 1.797 +00,4 790 -03,4
Pflanzliche und tierische Öle und Fette 1.633 -15,6 443 -17,5
Milch- und Eisprodukte 1.185 -08,7 2.405 -15,1
Getreideprodukte 672 -03,6 1.044 -13,2
Backwaren, Konditoreiprodukte, Nudeln 787 -04,2 606 -01,4
Sonstige Nahrungsmittel 2.369 -00,9 2.730 +00,7
Tiernahrung 328 -08,5 817 +00,4
Getränke 1.182 -04,6 4.280 -21,0
Gesamt 14.379 -04,1 15.522 -11,7

Quelle: Direction générale des douanes et droits indirects

Auffällig bei den multinationalen Produzenten ist, dass diese immer mehr Bioprodukte auf den Markt bringen. Zu den Pionieren zählen Kraft (Keksmarke Lu), Heinz (Bioketchup), Unilever (Knorr-Suppen), Saint-Hubert (Margarine) und Lesieur (Speiseöle). Aufgrund des hohen Wachstumspotentials werden die Großkonzerne auch zukünftig stärker aktiv werden und diesen Teilmarkt nicht den traditionellen Anbietern wie Léa Nature, Distriborg oder Euro-nat überlassen. Etwa 30 Prozent der Bioprodukte werden importiert.

Insgesamt stammen nur rund 15 Prozent der konsumierten Nahrungsmittel aus dem Ausland. Die Handelsbilanz wies 2008 noch einen starken positiven Saldo von 5,4 Milliarden Euro aus gegenüber 6,8 Milliarden Euro in 2007. Dabei hatte sich der Export 2008 um 4,3 Prozent auf 36,0 Milliarden Euro verbessert, doch war der Import um 10,5 Prozent auf 30,6 Milliarden Euro angestiegen. Im ersten Halbjahr 2009 sank der Export um 11,7 Prozent auf 15,5 Milliarden Euro und der Import um 4,1 Prozent auf 14,4 Milliarden Euro. Auf Halbjahresbasis schmolz der Überschuss damit recht stark um 56 Prozent auf nur noch 1,1 Milliarden Euro. Diese Wandlung versetzt den Fachverband Ania in Alarmstimmung, denn traditionell erwirtschaftete die Nahrungsmittelindustrie mit die stärksten Überschüsse im Außenhandel.

Agrar- und Lebensmittelmessen in Île-de-France 2009 bis 2011

Fach Name Datum / Internet
Landwirtschaft*) SIA – Salon International de l’Agriculture 27.02. bis 07.03.2010
salon-agriculture.com
Brot und Backwaren Europain 06. bis 10.03.2010
europain.fr
Agrarische Nahrungsmittel SIAL – Salon International de l’Agroalimentaire 17. bis 21.10.2010
sial.fr
Ausrüstung und Verarbeitung IPA – Salon International du Process Alimentaire 17. bis 21.10.2010
ipa-web.com
Fertigprodukte In-food – Salon des produits alimentaires intermédiaires, ingredients et sous-traitance industrielle 17. bis 21.10.2010
infood.com
Hotellerie und Gastronomie Equip’Hotel – Salon International de l’h?´tellerie, la restauration, café/bar et des collectivités 14. bis 18.11.2010
equiphotel.com
Verpackung Emballage – Salon International de l’emballage 22. bis 25.11.2010
emballageweb.com
Agrarmaschinen SIMA – Salon international du machinisme agricole 20. bis 24.02.2011
simaonline.com
Wein*) Salon professionnel des vignerons indépendants d’Europe 15.02.2010
vigneron-independant.com/salonpros/
Käse- und Milchprodukte Sfpl – Salon du fromage et des produits laitiers 28.02. bis 03.03.2010
salon-fromage.com
Außer-Haus-Gastronomie Sirest Ideas – Une nouvelle idée de la restauration hors foyer 06. bis 10.03.2010
sirest.com
Distribution, Innovation, Kundennähe, Usability Vending Paris – Salon international de la distribution automatique 27. bis 29.10.2010
vendingparis.com

*) jährlich, sonst zweijährlich – Quelle: Paris Region Trade Shows

Für die Zertifizierung von Bioprodukten stehen sechs Institute zur Verfügung wie Ecocert, SGS oder Ulase. 2008 waren es 7.800 Zertifikate – 1.000 mehr als im Vorjahr. Frankreichs Landwirte stehen vor der Herausforderung, den biologischen Anbau zu intensivieren. Das Agrarministerium formulierte hierzu 2007 das Ziel, die biologischen Anbauflächen 2012 von zwei auf sechs Prozent zu erhöhen. Viele Industrieunternehmen arbeiten mit importierten Rohstoffen, teilweise aus fernen Ländern in Afrika oder Südamerika. Vom Bio-Boom profitieren neben den Zertifizierern und Landwirten außerdem die Hersteller von Zwischenprodukten und Zusatzstoffen wie Aromen oder Farbstoffen.

Die regionale Entwicklungsagentur für die Île-de-France ARD will auch weiterhin im Ausland kräftig die Werbetrommel rühren. Nach dem ersten Durchgang 2006-2008 ist eine zweite Kampagne für 2009-2011 geplant, die sich auf neun Länder erstreckt: Deutschland, Italien, Spanien, Vereinigtes Königreich, Niederlande, Indien, VR China, Russland und Japan. «Paris Region Trade Shows» stellt die Besonderheiten der Fachmessen in der Île-de-France heraus und präsentiert darüber hinaus auch das Messeprogramm der Lebensmittelbranche und Landwirtschaft, die mit über 40.000 Unternehmen und mehr als 400.000 Beschäftigten einen der größten Wirtschaftspfeiler der Region darstellen, betont Germany Trade and Invest.

Internetadressen

Association Nationale des Industries Alimentaires https://www.ania.net
Fédération des Entreprises du Commerce et de la Distribution https://www.fcd.asso.fr
Distribution https://www.carrefour.fr
https://www.auchan.fr
https://www.intermarche.com
https://www.leclerc.fr
https://www.casino.fr
https://www.magasins-u.com
Biologische Produkte https://www.cosmebio.fr
https://www.maxhavelaar.fr
Foires, Salons, Congrès et Evénements de France (FSCEF) https://www.foiresaloncongres.com
Agence Régionale de Développement (ARD)
Paris Region Trade Shows
Agence Fran?§aise de Sécurité Sanitaire des Aliments https://www.afssa.fr
Association de Coordination Technique pour l’Industrie Agroalimentaire https://www.actia-asso.eu
Ministère de l’Économie, de l’Industrie et de l’Emploi https://www.industrie.gouv.fr
Ministère de l’Agriculture et de la Pêche https://www.agriculture-gouv.fr