Hamm/Westfalen. (abl) Der Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert Agrarministerin Julia Klöckner auf, besser jetzt als gleich einen Agrargipfel der gesamten Agrar- und Ernährungsbranche einzuberufen, von den Bauern über die Verarbeiter bis zum Handel. Alle Akteure sollen gemeinsam rasche, unbürokratische Hilfsmaßnahmen auch jenseits finanzieller Unterstützung diskutieren und beschließen.
«In jeder anderen Branche ist es üblich, Mindererlöse und Mehraufwand bei den Kosten über den Preis an die Abnehmer weiterzugeben. Deshalb fordert die AbL ganz besonders die genossenschaftlichen Vermarkter auf, ihren Abnehmern in Verarbeitung und Handel die Situation der Bauern deutlich zu kommunizieren und auf höhere Erlöse zu dringen», sagen die Bauern und AbL-Sprecher Martin Schulz (Wendland) und Ottmar Ilchmann (Ostfriesland).
Unter anderem im Getreidesektor stehen die Bäuerinnen und Bauern vor großen Herausforderungen. Sie sind oft Lieferkontrakte eingegangen. Erfüllen sie die geplanten Bedingungen nicht, hat der Abnehmer vertraglich das Recht, die Bauern abzumahnen. «Werden die Abnehmer auf die Erfüllung von Lieferkontrakten bei Getreide auch bestehen, wenn wir nur die Hälfte ernten können? Auch hierfür müssen auf dem Agrar-Gipfel Lösungen im gegenseitigem Einvernehmen gefunden werden, damit die Bauern nicht mit diesen existenziellen Problemen allein gelassen werden», sagen die AbL-Sprecher.
Nicht der Hilferuf nach staatlichen Geldern stünde im Vordergrund, sondern der Appell, dass alle Marktpartner sowie die Politik ihre Verantwortung übernehmen, betonen die AbL-Sprecher: «Staatliche Hilfen wie Steuerstundungen und frühere Auszahlung der Prämien sind nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Auf keinen Fall können staatliche Transferleistungen alle Verluste ausgleichen. Nur faire Erzeugerpreise, die den tatsächlichen Aufwand honorieren und die Mindererlöse kompensieren, können die Betriebe wirklich stabilisieren und wären den Kunden auch durchaus vermittelbar, zumal wir doch in der Gesellschaft auf Verständnis für unsere Lage treffen», heißt es aus dem Westfälischen. Kreative Ideen seien gefragt, Denkverbote dürfe es nicht geben.
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