Bremerhaven. (usp) Als das Internet erfunden wurde und im Bewusstsein der Menschen so richtig ankam, platzte bald darauf nicht nur die erste große Internet-Blase und vernichtete unglaubliche Werte, sondern kam den Menschen auch schnell die Vorstellungskraft abhanden, was Internet alles sein kann. Für die meisten Leute ist Internet heute nur noch das, was sie bei Google und Amazon finden oder bei Facebook, Pinterest und Twitter loswerden können. Natürlich haben wir vom Darknet gehört, von dem wir allerdings nichts wissen wollen. Doch dass die Möglichkeiten des Internets weit über das hinausgehen, was uns Suchmaschinen vorsetzen, scheinen wir vergessen zu haben.
Kritik der Bewegung am Internet von heute
«Freifunk» ist eine bundesweite Graswurzelbewegung, die sich zum Ziel gesetzt hat, in Sachen Kommunikation breitflächig mehr Kompetenzen zu vermitteln. Diese sollen Menschen befähigen, eigene Netze aufzubauen, um regionale Strukturen wieder zu stärken. Schließlich müssen wir uns im analogen Leben ja auch nicht bei irgendwelchen Providern anmelden, um auf der Straße mit Bekannten zu sprechen, die wir zufällig treffen. Auch wenn wir Kunden unsere neuesten Produktvideos zeigen wollen, dann könnten wir das direkt tun. Wir müssen nicht auf eine der weltweit zentralen Plattformen zurückgreifen, die unser Vertrauen ohnehin nur mit Data-Mining honoriert.
Selbstverständlich haben zentrale Strukturen – einerseits – ihre Berechtigung. Andererseits ist es dringend an der Zeit, sich daran zu erinnern, dass wir prinzipiell die Möglichkeit haben, über das Internet zu kommunizieren, ohne dass wir uns hierfür bei irgendeiner Firma anmelden müssen. Auch das Angebot eigener Nachrichtenkanäle, Radiostationen, Bilderdienste und vieles mehr ist möglich, ohne auf zentrale kommerzielle Anbieter zurückgreifen zu müssen. Natürlich bedarf es hierfür eigener Kreativität und der Bereitschaft, sich mit seiner analogen Umgebung in Verbindung zu setzen. Doch dann steht dem freien Betreiben quelloffener und freier Netze nichts mehr im Weg.
Wesen und Wirken von Freifunk
Dieser Ansatz widerspricht nun allem, was den bekannten Strukturen im Software-, Telekommunikations- und Energiesektor zu Wachstum und Größe verholfen hat. Das Rad zurückdrehen geht auch nicht. Doch was wir tun können ist, darüber zu reflektieren, wie es um unsere kommunikativen Fähigkeiten bestellt ist. Welche Denkstrukturen, welche Erwartungen, welches Sozialverhalten hat das immergleiche Nutzungsverhalten bei uns verfestigt? Erkennen wir Defizite? Welche Möglichkeiten haben wir, um dem Einerlei zu entkommen und neue Wege zu erkunden?
Glücklicherweise sind wir nicht die Ersten, die in diese Richtung unterwegs sind – sonst würde es Freifunk als bundesweite Bewegung nicht schon seit vielen Jahren geben. Freifunk will die Demokratisierung der digitalen Netze wieder mehr ins Bewusstsein bringen und leistet dafür viel Basisarbeit. Zwischen WLAN-Routern und Lötkolben kommt man dann ins Gespräch über Vorstellungen und Ziele und nicht selten lautet das Resümee, dass wir auf diversen gesellschaftlichen Ebenen mehr darüber nachdenken müssen, was das Internet mit uns macht – und was wir daraus machen wollen.
Basisarbeit mit direktem praktischen Nutzen
Neben dem theoretischen Überbau bieten die Freifunker auch praktischen Nutzwert, anhand dessen sich erkennen lässt, worauf es der Bewegung ankommt – und dass manches von dem, was wir in den gewohnten Strukturen für unabdingbar halten, schlicht unnötig ist. Hierfür pflegt jeder Ortsverein seine eigenen Programme. Ziemlich populär scheint das Angebot an Gastronomie, Handel und Gewerbe zu sein, kostengünstig ein Maschnetz zur Verfügung zu stellen. Übersetzt heißt das, dass Betriebe die Möglichkeit erhalten, ihren Gästen und Kunden freies WLAN anzubieten – ohne selbst viel damit zu tun zu haben. Entsprechende Hinweise lassen sich direkt auffinden bei den Ortsvereinen Aachen, Uelzen, Lippe, Karlsruhe und Rothenburg|Tauber. Doch auch bei anderen Ortsvereinen lohnt sich die Nachfrage. Fragen kostet nichts. Bundesweit gibt es Freifunk heute in gut 400 Orten mit aktuell rund 49.300 Zugängen (Foto: pixabay.com).
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