Samstag, 27. Juli 2024
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Verbandstag: Bayern zählte fast 400 Delegierte und Gäste

Landshut. (liv) Das bayerische Bäckerhandwerk lehnt jede mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer strikt ab. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Landesinnungsverbands für das bayerische Bäckerhandwerk (LIV) forderte Landesinnungsmeister Heinrich Traublinger, MdL a. D. klipp und klar: «Die Mehrwertsteuer muss tabu sein». Besonders die Überlegungen zur Erhöhung oder Abschaffung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes für Lebensmittel wurden von ihm scharf kritisiert. Traublinger sparte auch nicht mit Kritik an der überbordenden Bürokratiebelastung der Betriebe durch eine wahre Flut von Rechtsvorschriften seitens der EU, des Bundes und der Länder. Dadurch werde die handwerkliche Herstellung hochwertiger Lebensmittel mit betriebsindividuellen Rezepturen immer schwieriger gemacht. Als Paradebeispiel für unsinnige Regelungsvorhaben nannte er den derzeitigen Streit mit der EU um die Einführung von Grenzwerten für den Salzgehalt in Gebäcken.

Zahlen zur Situation des bayerischen Bäckerhandwerks

Stand 01.01.2008 Stand 01.01.2009
Handwerksbäckereien: 3.259 3.175
Bäcker-Innungen: 63 62
Vorjahresumsatz: 2,25 Milliarden EUR 2,31 Milliarden EUR
Umsatz je Betrieb: 690.000 EUR 728.000 EUR
Beschäftigte: 47.500 48.100
Beschäftigte je Betrieb: 14,6 15,2
Lehrlinge: 7.825 7.549
Ausbildungsquote: 16,5 Prozent 15,7 Prozent

Der Festredner des Verbandstages, Staatsekretär Dr. Gerd Müller, MdB, vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, ging in seiner Ansprache ebenfalls auf das Thema der Bürokratiebelastung näher ein und versprach, dass sein Ministerium den Betrieben der Lebensmittelhandwerke hierbei jede mögliche Unterstützung gewähren werde. Dies gelte besonders für die Frage des Salzgehalts.

In seinem Bericht über das abgelaufene Verbandsjahr äußerte sich Landesinnungsmeister Traublinger auch ausführlich über die Wirtschaftskrise und betonte, dass die Politik aus der Krise konsequente Lehren ziehen müsse. Zwar sei die rapide wachsende Staatsverschuldung eine ernste Bedrohung für Wirtschaft und Gesellschaft, dennoch vertrete er den Standpunkt, dass Steuerentlastungen noch immer das beste Konjunkturprogramm seien und langfristig zu einem Ansteigen der Staatseinahmen führen werden. Gerade deshalb seien die Spekulationen um die Mehrwertsteuer besonders schädlich. Die Überlegungen zur Abschaffung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes nannte Traublinger «einen Skandal, bei dem der kleine Mann die Milliardengeschenke finanzieren soll, die aus den Konjunkturprogrammen an Konzerne und Großindustrie gegeben wurden».

Ein anderes wichtiges Thema in Traublingers Rede war der «Salzstreit mit der EU». Hierzu kündigte Traublinger an, dass sein Verband – nun nach den Europa-Wahlen – mit voller Kraft auf eine abschließende Lösung hinarbeiten werde. Ziel ist, dass die EU vollständig auf die Erstellung von Nährwertprofilen für Brot und Backwaren verzichtet. Jegliche Unterstützung von Seiten der zuständigen Ministerien auf Bund- und Länderebene sei dabei hoch willkommen.

Im Blick auf die Zukunft stellte der Landesinnungsmeister schließlich ein groß angelegtes Marketing-Projekt seines Verbandes vor: «Richtig Frühstücken» ist eine Aktion, mit der auf den Wert eines ausgewogenen Frühstücks flächendeckend in ganz Bayern hingewiesen werden soll. Da im ersten Schritt das Kinderfrühstück im Mittelpunkt steht, soll die Aktion pünktlich zum Schulanfang Mitte September starten; die Vorbereitungen dafür laufen bereits auf Hochtouren. Traublinger appellierte an seine Mitglieder, bei der Aktion mit voller Kraft mitzumachen.

Der diesjährige Verbandstag fand im Rahmen der Landshuter Hochzeit statt, die am 26.Juni feierlich eröffnet worden war. Der Tagungsort war das Festzelt auf dem Zehrplatz. Trotz dieses etwas improvisierten Rahmens, oder gerade wegen des hochkarätigen Festprogramms kamen fast 400 Delegierte und Gäste zum Verbandstag des bayerischen Bäckerhandwerks. Sie repräsentieren einen Wirtschaftszweig, der durch seine Kompetenz die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Backwaren gewährleistet (Quelle).