Lutherstadt Eisleben. (ngg) Der Landesbezirk Ost der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und die Aryzta Bakeries Deutschland GmbH haben Eckpunkte für einen neuen Manteltarifvertrag vereinbart. Die Regelungen verbessern die Arbeitsbedingungen erheblich und gelten für etwa 1.400 Beschäftigte an den Standorten Eisleben und Nordhausen. Das vorläufige Tarifergebnis gelang in der fünften Verhandlungsrunde. Diesem gingen Streiktage Anfang November und Anfang Dezember voraus.
Geschnürt wurde ein umfangreiches Maßnahmenpaket
Die Beschäftigten erhalten höhere Zuschläge für Mehrarbeit, Nachtarbeit sowie bei Arbeit an Samstagen und Feiertagen. Dazu wird die Jahressonderzahlung auf 100 Prozent der durchschnittlichen Bruttomonatsgrundvergütung erhöht – bisher 500 Euro.
Neben den finanziellen Verbesserungen bringt der neue Tarifvertrag mehr Freizeit und Entlastung für die anstrengende Schichtarbeit. Für alle Beschäftigten gibt es künftig 30 Tage Urlaub (zuvor 27 Tage), für ältere Beschäftigte noch zusätzlich einen Urlaubstag mehr jeweils ab dem 55., 60. und 63. Lebensjahr. Ferner sind als Ausgleich für die belastende Schichtarbeit der Mitarbeitenden je nach Schichtsystem drei bis vier weitere freie Tage im Jahr vorgesehen.
Darüber hinaus wird der Arbeitgeberbeitrag zur betrieblichen Altersvorsorge um den Betrag von 15 Prozent eines Monatslohns aufgestockt (bisher 100 Euro). Die maximale Frist für die Eigenkündigung der Beschäftigten sinkt von sieben auf drei Monate. Für die Auszubildenden wurden eine monatliche Fahrkostenpauschale zur Berufsschule von 50 Euro und zwei zusätzliche freie Tage zur Prüfungsvorbereitung sowie eine Übernahmeregelung nach erfolgreicher Ausbildung vereinbart.
«Dieser neue Manteltarifvertrag ist ein großer Schritt vorwärts. Er bringt den Beschäftigten mehr Freizeit, Entlastung bei Schichtarbeit und mit den höheren Zuschlägen und der Jahressonderzahlung mehr finanzielle Anerkennung für ihre Arbeit rund um die Uhr», sagt Uwe Ledwig, Vorsitzender der NGG-Ost. «Wir müssen in den Betrieben auf den gestiegenen Arbeitsstress und den Wunsch der Beschäftigten nach mehr Zeitsouveränität reagieren. Dafür bedarf es neuer tariflicher Regelungen. Nur so können die Unternehmen heute Beschäftigte halten und neue dazugewinnen».
Ledwig verweist auf die derzeitig stockenden Verhandlungen über einen neuen Manteltarifvertrag für weitere 18 Lebensmittelbetriebe in Sachsen-Anhalt. Streiks in den ersten Betrieben für bessere Arbeitsbedingungen hätten bereits stattgefunden. Auch in diesen Verhandlungen spiele die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung eine Rolle. Leider seien die Verhandlungen mit dem AG-Verband VdEW gescheitert. Nun gelte es die Forderungen in einzelnen Tarifverträgen mit den Betrieben zu vereinbaren.
Hintergrund Aryzta Bakeries Deutschland: In Eisleben arbeiten 1.200 Beschäftigte, in Nordhausen 165 Beschäftigte für Deutschlands Marktführer für Tiefkühlbackwaren. Sie stellen Brötchen, Baguette, Laugengebäck, Croissants und andere Backwaren für den Lebensmittelhandel, den Foodservice und die Gastronomie her. Nach Unternehmensangaben konsumiert jeder Bürger hierzulande im Schnitt gut 40 Aryzta-Produkte im Jahr. Der neue Manteltarifvertrag wird auf Grundlage der vereinbarten Eckpunkte in den kommenden Wochen ausformuliert. Der Entgelttarifvertrag ist nicht von den Verhandlungen betroffen, läuft noch im Kalenderjahr 2024 und kann erst dann verhandelt werden. Die unterste Lohngruppe liegt derzeit bei 12,33 Euro.
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