Berlin. (hww / eb) Die S+C International Deutschland GmbH und die WILL Coffee GmbH haben am 31. Juli vor dem Amtsgericht Charlottenburg Insolvenz angemeldet. Für beide Verfahren – AZ 36s.IN.4009/17 und AZ 36w.IN.4008/17 – setzte das Amtsgericht den Rechtsanwalt Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger als vorläufigen Insolvenzverwalter ein. Beide Unternehmen sind Franchisenehmer von Dunkin’ Donuts respektive der Dunkin’ Brands Deutschland GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main. Nachdem wir neulich irgendwo aufgeschnappt hatten, dass Dunkin’ Donuts Deutschland gerade seinen 67. Standort eröffnet hat, kann man davon ausgehen, dass nunmehr 47 Prozent der Quick-Service-Kette gefährdet sind, denn:
- Die S+C International Deutschland GmbH zählt insgesamt 22 lokale Verkaufseinrichtungen (O-Ton Amtsgericht), davon 20 in Berlin, eine in Leuna und eine in Leipzig.
- Die WILL Coffee GmbH zählt insgesamt zehn lokale Verkaufseinrichtungen in Düsseldorf (2), Köln (2), Essen/Ruhr (2), Oberhausen (2), Mülheim/Ruhr (1) und Gelsenkirchen (1).
Der Geschäftsbetrieb geht in vollem Umfang weiter. Die Löhne und Gehälter der insgesamt rund 260 Beschäftigten sind über das Insolvenzgeld gesichert.
Es ist kaum davon auszugehen, dass der US-amerikanische Mutterkonzern es zulassen wird, dass knapp die Hälfte seiner bundesdeutschen Doughnut-Filialen vollends in die Pleite rutschen. Insgesamt zählt die Marke Dunkin’Donuts um die 12.000 Filialen in 45 Ländern der Welt. Das zweite Pferd im Stall der Dunkin’ Brands Group Inc. ist die Eisdielen-Kette Baskin Robbins mit aktuell um die 7.800 Filialen in +/- 52 Ländern der Welt. Jedenfalls setzen sowohl der vorläufige Insolvenzverwalter Schulte-Kaubrügger als auch die Insolvenzverwalter Partnergesellschaft hww Hermann Wienberg Wilhelm aus Frankfurt am Main darauf, dass der Mutterkonzern in irgendeiner Form einspringt, wie aus einer hww-Mitteilung an die Medien hervorgeht.
«Für die Kunden der betroffenen Dunkin Donuts-Fililalen hat die Insolvenzanmeldung keinerlei Auswirkungen», betont Dr. Christoph Schulte-Kaubrügger von der Kanzlei White+Case, der in beiden Verfahren zum vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt wurde. «Produktion und Filialbetrieb gehen ganz normal weiter». Die Mitarbeiter wurden bereits von der Geschäftsführung informiert. Sie erhalten ihre Löhne und Gehälter für die Monate Juli, August und September über das Insolvenzgeld.
Die S+C International Deutschland GmbH beschäftigt insgesamt 196 Mitarbeiter und betreibt einen Produktionsstandort und 22 Filialen. Die Will Coffee GmbH mit insgesamt 67 Mitarbeitern produziert in Oberhausen und betreibt zehn Filialen in Nordrhein-Westfalen. Neben der Einführung des Mindestlohns machen beiden Unternehmen die rückläufigen Umsätze an Bahnhöfen zu schaffen. Infolge des zunehmenden Fernbusverkehrs hat sich dort die Laufkundschaft spürbar verringert. Darüber hinaus hatten sich einige zuletzt eröffnete Standorte nach kurzer Zeit als unrentabel erwiesen. Diese Filialen wurden bereits wieder geschlossen.
Deshalb haben sich die geschäftsführenden Gesellschafter der beiden Unternehmen entschlossen, die Sanierungsmöglichkeiten eines geordneten Insolvenzverfahrens zu nutzen. Unterstützt werden sie dabei von der Sanierungsberatung hww. Gemeinsam mit der Geschäftsführung hat hww die Insolvenzanträge vorbereitet, um einen geregelten Übergang für alle Beteiligten zu gewährleisten. «Beide Unternehmen verfügen über gute Standorte, der größte Teil der Filialen ist profitabel», betont Dr. Robert Tobias, Partner bei hww. «Hinzu kommt, dass das Insolvenzverfahren geeignete Instrumente bietet, um die Geschäftsbetriebe nachhaltig zu sanieren».
Der vorläufige Insolvenzverwalter will in den kommenden Wochen gemeinsam mit der Geschäftsführung die Sanierungsoptionen prüfen und dabei eng mit der US-amerikanischen Franchisegeberin zusammenarbeiten. In Betracht kommen dabei ein Verkauf an einen Investor oder auch ein Insolvenzplan, das heißt eine Art Vergleich mit den Gläubigern. Welcher Weg erfolgversprechend ist, wird sich im Rahmen einer genaueren Prüfung in den nächsten Wochen zeigen. «In den Sommermonaten beginnen für die Unternehmen die umsatzstärksten Monate», sagt Schulte-Kaubrügger. «Das sind grundsätzlich gute Aussichten für eine erfolgreiche Fortführung und Sanierung» (Foto: pixabay.com).
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