Bremerhaven. (eb) Die Unser Heimatbäcker Holding GmbH in Pasewalk (UHB), vertreten durch Viola Kaluza, Marc Grimminger und Michele Giuliano, hat vor dem Amtsgericht Neubrandenburg Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Das Filialnetz mit gut 230 Standorten firmiert unter der Marke «Lila Bäcker». Davon unabhängig operiert die Mäkelbörger KuchenManufaktur GmbH mit Sitz in Neubrandenburg, vertreten durch Viola Kaluza und Marc Grimminger. Ob die Insolvenz in Eigenverwaltung sowohl für das Filialnetz als auch die Kuchenmanufaktur gilt, geht aus den Meldungen nicht eindeutig hervor. Anzunehmen ist, dass die Kuchenmanufaktur nicht betroffen ist, da sie auch ein Großkundengeschäft betreibt. Drittes Unternehmen im Bunde ist die UHB Logistik, in der alle Logistikleistungen gebündelt sind.
Zuletzt hatte die ehemalige UHB-Gruppe im Januar 2019 Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Im Mai 2019 hob das Amtsgericht Neubrandenburg diese wieder auf und setzte den damaligen Sachwalter als Insolvenzverwalter ein (siehe 2019-06-01). Nach einem Wirtschaftskrimi, wie ihn die deutschsprachige Backbranche selten erlebt, sowie einer Landesbürgschaft (Ausfallsicherung der MV-Bürgschaftsbank) von acht Millionen Euro, hob das Amtsgericht Neubrandenburg im September 2019 die Insolvenz wieder auf – nachdem sich die Akteure auf ein tragfähiges Sanierungskonzept geeinigt hatten (siehe 2019-09-16).
In der Folge gelang es der Holding, das Geschäft zu stabilisieren. Zählte der Filialist im Mai 2019 noch gut 400 Filialen und 2.450 Mitarbeitende, ist die Bäckerei seither nicht mehr an jeder Milchkanne vertreten und konzentriert sich auf profitable Standorte. Während die Gläubigerversammlung im August 2019 noch von 270 Filialen und 2.180 Mitarbeitenden sprach, sollen es heute 230 Filialen und 1.600 Mitarbeitende sein.
Dann tauchten bekannte Probleme am Horizont auf wie die Corona-Pandemie und der Angriffskrieg auf die Ukraine mit seinen Auswirkungen auf die Energie- und Rohstoffmärkte. Zudem verstärkten sich Trends wie etwa die Fachkräfteabwanderung aus der Branche oder das zunehmende One-Stop-Shopping der Konsumenten. Wenn überhaupt jemals in Mecklenburg-Vorpommern das Geld locker saß, dann wird es heute umso konsequenter festgehalten. Andererseits ist die heutige UHB-Holding durchaus ein innovatives Unternehmen: Seit 2022 soll eine LilaApp die Kundenbindung stärken und eine autonome 24:7-Pickup-Filiale die Verfügbarkeit verbessern. Beides hätte vielleicht ein bisschen früher kommen können. Allerdings sind die Technologien, die heute den Verkauf unterstützen, noch neu und müssen sich selbst erst durchsetzen – und von den Kunden angenommen werden. Neben Mecklenburg-Vorpommern beackert der Lila Bäcker zudem die Bundesländer Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein.
Jedenfalls wird der Lila Bäcker seit dem Neustart 2019/2020 mehr als einmal den Atem angehalten haben, denn es wird immer schwieriger, Rücklagen zu bilden. In Verbindung mit den bekannten Umständen, Trends und Herausforderungen wundert es nicht, dass der Filialist erneut Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden musste. Das erhöht einerseits die Freiheitsgrade in der Unternehmensführung und führt andererseits hoffentlich zur gewünschten Stabilisierung. Wir werden sehen (ArchivFoto: usp2022).
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