Samstag, 27. Juli 2024
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Zum 1. Advent: Einmal tief durchatmen, bitte.

Bremerhaven. (usp) Die dunkle Jahreszeit hat begonnen, die Tage werden immer kürzer, und spätestens zum ersten Advent am 28. November geht die Vorweihnachtszeit in den Städten an der Nordseeküste wieder los. Die Freude ist groß, auch wenn die Feste nicht so üppig ausfallen dürfen wie vor Beginn der Pandemie. Ganz vorne mit dabei ist die Seestadt Bremerhaven, die mit einer Impfquote von nahezu 85 Prozent und einer Inzidenzrate von 166 aktuell (2021-11-23) ein freundliches und gelassenes Bild abgibt. Fast alle Bürger sind erleichtert und froh, dass sie bis zum Spätsommer die Lücke zwischen Virus und Bekämpfung schließen konnten und lieber heute als morgen ihren Teil zur Eindämmung beitrugen.

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In der Bremer Bürgerschaft hatte in den letzten Monaten niemand die Zeit, sich vor die Fernsehkameras zu stellen und in Endlosschleife als Krisenmanager zu inszenieren. Jeder wusste was zu tun ist, auch wenn das zügige Erledigen der Hausaufgaben deutlich weniger spektakulär ist als mit Getöse die gesamte Republik zu unterhalten. In der Ankündigung stark, in der Umsetzung schwach, fallen nun reihenweise die kleinen Lichtblicke für die Bürger in jenen Landstrichen einer wankelmütigen Landes- und Kommunalpolitik zum Opfer, wo man den Kontakt zu seinen Leuten vernachlässigt hat und sich schwertut, Verantwortung wirklich zu tragen. Die Menschen haben deutlich Besseres verdient angesichts der hohen Steuern, die sie hierzulande auf Schritt und Tritt zahlen müssen. Mit Blick auf das mangelhafte Corona-Management gerade im Süden und im Südosten der Republik bleibt abzuwarten, welchen politischen Flurschaden die heiße Luft noch anrichten wird. Aus bremischer Sicht kann man sich jedenfalls nur wundern und reibt sich die Augen angesichts des eitlen Hühnerhaufens, der quer durch die Republik gackert.

Bremen hat gezeigt wie Pandemie-Bekämpfung geht, auch wenn das Bundesland das letzte ist, das auf seine Erfolgsbilanz hinweisen würde. Wir sind startklar (!) für die Welt nach Covid-19. Baff müssen wir indes zur Kenntnis nehmen, dass sich die Republik nicht an milliardenfach bewiesenen Fakten orientiert, sondern an wirren Befindlichkeiten aus der Facebook-Akademie. Hand aufs Herz: Nach zwei Jahren Pandemie und in der vierten Corona-Welle angelangt sollten sich Landesväter für jeden Patienten, den sie ins Ausland verlegen müssen, in Grund und Boden schämen. Sie verstehen ihr Handwerk nicht und sind überfordert. Föderalismus hin oder her: Diese Überforderung ist eine Gefahr für die Menschen und für das Land. Wenn den Ministerpräsidenten also damit geholfen ist und sie ihrer Verantwortung nur endlich besser gerecht würden, dann kann sich Bremen solidarisch zeigen und die angedachte Impfpflicht mittragen. Das wäre zwar nicht der richtige Weg. Doch bevor speziell der Süden und der Südosten die ganze Republik runterziehen in eine Corona-Endlosschleife, sollte man ihnen die Impfpflicht gewähren.

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Keine schönen Aussichten zum 1. Advent und vier Wochen vor Weihnachten. Nachdenklichkeit macht sich breit auch auf dem Weihnachtsmarkt in Bremerhaven. Verkleinert von der Fläche und mit vergrößerten Abständen zwischen den Buden ist es der Seestadt dennoch gelungen, eines ihrer Highlights schön zu präsentieren. Die festlich geschmückte Fußgängerzone lädt zum Flanieren ein und für ein paar Wochen fällt es nicht weiter auf, dass Corona im Einzelhandel deutliche Spuren hinterlassen hat. Märchenhütten bieten groß und klein die Vorführung der spannendsten Klassiker. Von einem Riesenrad aus haben Einheimische und Gäste einen schönen Blick auf den Weihnachtsmarkt und umzu. Die Corona-Routinen im Umgang fest verinnerlicht, vermisst kaum jemand das Gedränge vergangener Jahre und freut sich an der Weitläufigkeit. Einmal tief durchatmen, bitte (Foto 01: Die Nordsee GmbH – Helmut Groß – Foto 02: usp).