Mannheim. (s5) Berufstätige haben während ihres Arbeitstags viel zu erledigen. Dazu gehört auch: Essen. Aber was steht zwischen Montag und Freitag bei den Beschäftigten ganz oben auf der Speisekarte, wo versorgen sie sich mit Mahlzeiten oder Snacks, und nach welchen Kriterien wählen sie ihr Essen aus, wenn sie im Büro, dienstlich unterwegs oder im Homeoffice sind?
Zu diesen Fragen hat die EU-geförderte Kampagne «Snack5» des 5 am Tag e.V. aus Deutschland und der Agrarmarkt Austria Marketing GesmbH (AMA) aus Österreich zwischen August und September 2020 in Online-Panels 916 berufstätige Erwachsene in Deutschland und Österreich befragt. Die zentralen Befunde der Studie «Snacks zur Zwischenverpflegung bei Berufstätigen» im Überblick lauten:
Von wegen Hauptsache Hauptmahlzeit: Snackification bestimmt den Arbeitsalltag
Nur rund ein Drittel der Befragten nehmen bei der Arbeit ein warmes Mittagessen zu sich. Die erste Hauptmahlzeit des Tages ist für die meisten Befragten in Deutschland (42,4 Prozent ) und in Österreich (40,9 Prozent der Befragten) das Abendessen. Sogar ganz ohne Hauptmahlzeit kommen in Deutschland 12 Prozent und in Österreich 9,1 Prozent der Befragten aus. Das bedeutet: Der Trend zur «Snackification», der zunehmend den Alltag der Menschen bestimmt, ist auch im Berufsalltag angekommen.
Am liebsten von zu Hause: Beschäftigte versorgen sich mit Mitgebrachtem
Egal, ob es um das vollwertige Mittagessen oder um einen Snack zwischendurch geht: Das Gros der Beschäftigten versorgt sich während des Arbeitstags mit Essen, das sie zu Hause vorbereiten oder außerhalb der Arbeitsstätte kaufen. So gilt für über 40 Prozent der Befragten (40,2 Prozent in Deutschland, 41,1 Prozent in Österreich), dass sie ihr vollwertiges Mittagessen von zu Hause mitbringen – im Vergleich zu knapp 34 Prozent (Deutschland) respektive knapp 31 Prozent (Österreich), die in der Kantine essen. Bei Snacks fällt das Bild noch deutlicher aus: Zwei Drittel der Beschäftigten in Deutschland bringen ihre Snacks von zu Hause mit, nur knapp ein Drittel kauft kleine Zwischenmahlzeiten innerhalb der Arbeitsstätte, zum Beispiel in der Cafeteria oder am Snackautomaten.
Wer sich mit Snacks von zu Hause versorgt, isst ausgewogener
Am häufigsten packen die Beschäftigten zu Hause den «Klassiker» belegtes Brot/Brötchen in ihre Arbeitstasche – das gilt für zwei Drittel der Befragten in Deutschland und mehr als die Hälfte der Befragten in Österreich. Schon auf Platz 2 folgen aber in beiden Ländern frisches Obst stückweise (49 Prozent in Deutschland, 51 Prozent in Österreich). Frisches Gemüse zum Knabbern wird in Deutschland häufiger als süße Backwaren eingepackt (25 Prozent versus 22 Prozent), Obstsalate bringen 11 Prozent (DE) respektive 15 Prozent (AT) der Befragten mit zur Arbeit.
Diese Rangfolge verschiebt sich erheblich, sobald die Snacks nicht von zu Hause mitgebracht, sondern unterwegs zugekauft werden. Während das belegte Brot/Brötchen auch bei den Unterwegs-Käufern auf Platz 1 rangiert, nehmen die folgenden Plätze in Deutschland süße Backwaren (50 Prozent), Schokoriegel (35 Prozent), warme Snacks wie Leberkäs-Semmel (26 Prozent), Fast Food wie Pommes, Burger, Pizza (25 Prozent) ein. Frisches Obst stückweise wird nur von 14 Prozent der Befragten gekauft, Obstsalate oder frisches Gemüse noch weniger. Etwas besser sieht dieses Bild in Österreich aus: Hier kaufen 29 Prozent der Befragten unterwegs frisches Obst für den Arbeitstag.
Bleibt festzuhalten: Wer sich mit Snacks von zu Hause versorgt, ernährt sich während des Arbeitstags ausgewogener. Möglicherweise, weil zu Hause das Risiko geringer ist, sich spontan zu süßen oder fettigen Snacks verführen zu lassen, oder weil man dort Gelegenheit hat, bewusst für die Woche einzukaufen und nicht auf das gerade verfügbare Angebot unterwegs zurückgreifen muss.
Obst wird genauso gerne gekauft wie süße Backwaren – wenn es denn angeboten wird
Am häufigsten werden innerhalb der Arbeitsstätten belegte Brote/Brötchen und Süßigkeiten als Snacks angeboten (in 75 Prozent respektive 59,6 Prozent der innerbetrieblichen Verkaufsstätten in DE, in 65 Prozent respektive 63 Prozent in AT). Wer sich nach Obstsalaten oder kleingeschnittenem Obst umschaut, muss in deutschen Betriebsverkaufsstellen lange suchen: Hier bieten nur 26,5 Prozent der Arbeitsstätten mundgerecht zugeschnittenes Obst an. Anders in Österreich: Dort wird Berufstätigen in über 40 Prozent der Verkaufsstellen frisches Obst stückweise angeboten.
Interessant ist der Blick auf die sogenannte «Conversion rate»- also auf das Verhältnis zwischen der Häufigkeit, in der frisches Obst angeboten und der Häufigkeit, in der es gekauft wird. Sie liegt bei 53 Prozent in Deutschland für Obstsalat und bei 48 Prozent in Österreich für frisches Obst stückweise. Vergleicht man die 53 Prozent in Deutschland mit der der «Conversion» bei süßen Backwaren (54 Prozent), stellt man fest, dass Beschäftigte in Deutschland ungefähr genauso häufig Obstsalat wie Süßes kaufen, wenn beides angeboten wird. Bei diesem Befund bleibt nur, weiterhin eindringlich an die Betreiber von Betriebsverkaufsstellen zu appellieren, ihr Angebot zugunsten von attraktiven, mundgerecht zubereiteten, einfach zu essenden Snacks wie Obstsalaten zu verbessern.
Hinter den eigenen Ansprüchen zurück?
Nach welchen Kriterien wählen Berufstätige ihre Mahlzeiten und Snacks aus, die sie während des Arbeitstags essen? Die Erwartungen sind hoch, gilt doch seit langem als einer der beliebtesten Neujahrsvorsätze, sich gesünder ernähren zu wollen. Auch formulieren Eltern gerne den Wunsch, die Ernährung ihrer Kinder möge in erster Linie gesund sein. Nicht zuletzt legt der Blick auf das monatliche Suchvolumen für den Begriff «gesunde Ernährung» bei Internet-Suchmaschinen nahe, dass es den Menschen ernst sei mit der ausgewogenen Ernährung (innerhalb eines Monats werden in Deutschland rund 40.500 Online-Suchanfragen für «gesunde Ernährung» laut ubersuggest gezählt).
Doch die Snack5-Studie zeigt: Das Wissen über die Vorteile ausgewogener Ernährung ist das eine, das konsequente Umsetzen das andere. Die drei wichtigsten Kriterien, nach denen Berufstätige ihre Snacks auswählen, sind in Deutschland und in Österreich: Die Snacks sollen einfach zu essen sein, sättigen und gut schmecken. Der Aspekt «gesund» spielt lediglich für ungefähr ein Fünftel der Befragten eine Rolle.
Zufrieden, aber nicht uneingeschränkt glücklich: Was sich Berufstätige wünschen
Die meisten Berufstätigen zeigen sich insgesamt zufrieden mit den Snackangeboten innerhalb und außerhalb ihrer Arbeitsstätte. Das gilt, obwohl nur 38 Prozent der Berufstätigen in Deutschland und 28 Prozent in Österreich das Angebot am Arbeitsplatz als gesund bewerten.
Obwohl sie grundsätzlich zufrieden sind, wünschen sich weit über die Hälfte der Befragten in beiden Ländern, der Arbeitgeber möge einen gratis Fruchtkorb für die Mitarbeiter anbieten. Eine einfache Maßnahme, die mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen würde, dass die Mitarbeiter tatsächlich auch mehr Gemüse und Obst verzehren würden. Denn wie gezeigt, entscheiden sie sich durchaus für Obstsalate, wenn diese innerhalb der Arbeitsstätte angeboten werden.
Corona-Effekte in Bezug auf die Ernährungsgewohnheiten werden nicht wahrgenommen
Corona hat aus Sicht der Berufstätigen wenig an ihrer Ernährung während des Arbeitstags geändert. So lautet die Einschätzung von über drei Viertel der Befragten in Deutschland und von 69 Prozent in Österreich. Bei denjenigen, die eine Veränderung festgestellt haben, sind die Snacks eher gesünder geworden (bei fast 16 Prozent in Deutschland und 18,5 Prozent in Österreich.) In beiden Ländern sind sich jeweils über 50 Prozent der Berufstätigen einig, dass sich an ihrem Snackverhalten dauerhaft nichts verändern wird. Die Annahme, dass die Pandemie als Automatismus für den Start in eine ausgewogenere Ernährung wirken würde, lässt sich mit diesen Ergebnissen nicht bestätigen.
Zur Studie: Im Auftrag von Snack5 hat das unabhängige Inquest Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie im August und September 2020 die Ernährungsgewohnheiten von berufstätigen Erwachsenen in Deutschland und Österreich am Arbeitsplatz untersucht. Dazu sind 916 berufstätige Erwachsene (500 in Deutschland, 416 in Österreich) in einem Online-Panel befragt worden (Grafiken: snack5 – Foto: pixabay.com).
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